Losung und Lehrtext für Ostersonntag, 12. April 2020: Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker;  aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir (Jesaja 60,2).  Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?  Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß (Markus 16,2-4).

Während alles dunkel, sinnentleert sowie hoffnungslos erscheint, fällt Licht ins Dunkel, erhellt Licht die Finsternis. Mit der aufgehenden Sonne wird klar, es gibt einen Wendepunkt. Es gibt einen neuen Tag, einen Morgen, und der Horizont weitet sich.

Ich fühle mich erinnert an den erzählten Anfang der Zeit, an das Lied der Schöpfung zu Anfang der Schriften. Dieses Lied singt von Dunkel und Chaos, es besingt das schöpferische Eingreifen Gottes. Gott trennt Licht und Dunkel, Tag und Nacht und schafft damit Lebensraum für alle Geschöpfe, und er ruft sie ins Sein, ins Leben.

Das erleben die drei Frauen am Ostermorgen

Dieser Gott, so wird es mit der Losung dieses Tages zugesprochen, ist über Dir, um Dich herum, ist Dir nah, und so wie damals erhellt er Dein Dunkel, scheint auf über Dir. Du bist nicht allein. Du bist nicht verlassen. Auch wenn Du es noch nicht siehst, es gibt ein Morgen.

Genau das erleben die drei Frauen an diesem ersten Ostermorgen. Sie machen sich noch im Dunkel der Nacht auf den Weg. Tief traurig und belastet, grübelnd und in sich gefangen haben sie keine Hoffnung, sind sie umhüllt vom Dunkel: „Wer vermag jetzt noch zu helfen?“

Mitten hinein in diese Krise strahlt das Licht der Auferstehung. Wie zu Anfang der Zeit. Gott hat seinen Sohn Jesus Christus aus dem Dunkel des Todes ins Leben gerufen.

Die Frauen werden dessen gewahr, weil der Stein weggewälzt ist, was ihnen unmöglich schien. Mit der aufgehenden Sonne erscheint seine Herrlichkeit über ihnen. Sie werden berührt vom Licht, bekommen neue Kraft und Hoffnung. Das Leben kehrt zurück. Das ist ihr Wendepunkt.

Das wünsche ich uns in diesen Ostertagen, dass auch wir, jeder und jede für sich, in den derzeitigen Krisen gewahr werden: Gott ist über Dir, um dich herum, ist dir nah und so wie damals erhellt er dein Dunkel, scheint auf über Dir. Du bist nicht allein. Du bist nicht verlassen. Auch wenn Du es noch nicht siehst, es gibt ein Morgen.

Teilen auch wir, wie die drei Frauen damals, mit anderen diesen alles umwälzenden Wendepunkt: »Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!«


Gebet: Wendepunkte

Danke
für das Licht, das am Morgen
den schwarzen Balken der Nacht
hinter den Horizont schiebt.

Danke
für den rauen Ruf der Elster,
der mich aus den Gedanken reißt
und meinen Blick leitet
in Richtung Himmel.

Danke
für das Klingeln an der Tür,
das eine Begegnung einläutet,
die mir neuen Mut verleiht.

Danke
für die kleinen Wendepunkte
mitten im Alltag,
die meine Hoffnung nähren
auf Licht und Farbe und Leben.

(Gebet: Wendepunkte, von Tina Willms: Zwischen Abschied und Anfang, Neukirchener Verlag 2020, S. 89)

Ihr Pfarrer

Michael Kalisch, Kirchengemeinde Wiedenest