Liebe Leserinnen und Leser,

seit über 700 Jahren ist er im Dom zu Bamberg zu bewundern: der Bamberger Reiter. Auch wir stehen in den Herbstferien vor diesem perfekten Reiterstandbild eines bis heute unbekannten Künstlers. Ein geheimnisvoller königlicher Reiter, hoch oben an einer steinernen Säule schwebend und damit dem zu seinen Füßen begrabenen Kaiserpaar Heinrich und Kunigunde huldigend. Treue und Ehrerbietung, aber auch Stolz und Selbstbewusstsein. Beide Aspekte schienen sich im Reich der Staufer nicht auszuschließen. Im für uns oft schaurigen Mittelalter hatte alles seine Ordnung und es gab klar definierte Werte. Auch wenn wir das heute manchmal vermissen – wir möchten nicht dahin zurück. 

Heinrich II und Kunigunde waren ein berühmtes Herrscherpaar. Sie galten schon zu Lebzeiten als fromm und gerecht. Sie stifteten viele berühmte Kirchen, Klöster und Hospitäler. Damals war das allerdings nicht nur ein Ausdruck der Nächstenliebe und Dankbarkeit, sondern auch der Macht. Und ganz wichtig: Man kaufte sich frei vor Gott. Je mächtiger man war, desto mehr konnte man sich frei kaufen von aller Schuld (und hatte natürlich auch mehr Grund dazu). Der Weg dahin ging über die Kirche. Durch ihre Stiftungen erwarteten sich auch Heinrich und Kunigunde den Freispruch Gottes für ihre Sünden. Sie wurden beide heilig gesprochen. 

Auch der Bamberger Reiter kann Anfang des 13. Jhdts. nur von reichen und mächtigen Menschen gestiftet worden sein. Wie schön, dass das so war, sonst könnten wir ihn heute nicht bewundern. Und wieviel Werke der Nächstenliebe sind aus dem Wunsch von Menschen entstanden, sich von Gott aufgrund ihrer guten Taten freisprechen zu lassen. Aber: gerade haben wir uns an die Reformation erinnert. Und so halte ich es als Protestantin mit dem Pauluswort „ Gerecht gemacht also aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn.“ (Rö.5,1/Einheitsübersetzung)

Herzliche November-Grüße 

Gabriele Ruffler, Pfarrerin