Andacht: Schweige und höre

Losung und Lehrtext für Dienstag, 28. April 2020

1. Chronik 22,19
So richtet nun euer Herz und euren Sinn darauf,
den HERRN, euren Gott, zu suchen.

1. Korinther 9,24
Lauft so, dass ihr den Siegespreis erlangt.

Eine Andacht von Pfarrer Michael Kalisch aus der Evangelischen Kirchengemeinde Wiedenest

Was ein wohltuender Rat in diesen Tagen: Herz und Sinn auf meinen Gott ausrichten und ihn suchen. Seit Jahren begleitet mich ein kurzer Text mit einer einfachen Melodie:
»Schweige und höre, neige deines Herzens Ohr. Suche den Frieden.«

Ich ertappe mich in diesen Tagen immer wieder dabei, wie ich mich über den Verlauf, die Ausbreitung, die Risiken der Pandemie zu informieren suche. Die News-Ticker ziehen mich mitunter in ihren Bann. Manchmal war es das Erste des Tages, was ich gelesen habe und auch das Letzte. Und mit den vielen Informationen, divergierenden Meinungen wachsen meine Verunsicherung und Sorge.

In solchen Zeiten ist das bewusste Schweigen und Hören, die Stille vor Gott, heilsam und beruhigend. Seit Jahren begleitet mich die Übung des Herzensgebets oder Jesusgebets. Dieses Gebet hat eine lange Tradition und geht auf die Gebetspraxis der Wüstenmütter und -väter des 4. Jahrhunderts nach Christus zurück. Im Mittelpunkt steht ein persönliches Gebetswort, wie beispielsweise klassisch: »Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner.«

Ich setze mich an einen ruhigen Ort, an dem ich für mich bin und entzünde eine Kerze vor mir. Ich versuche aufrecht zu sitzen, lege meine Hände ineinander in den Schoß und achte auf meinen Atem. Ich atme ein und aus, lasse meinen Atem kommen und gehen. Dann lege ich wenige Worte auf meinen Atem. Das kann beim Einatmen sein: »Gott, Du« und beim Ausatmen: »ich bin da« oder auch die klassischen Worte des Jesusgebets. Dies wiederhole ich zwanzig Minuten lang.

Wer bei seinem Atem ist, ist nicht weit von Gott

Mich führt diese Übung zu innerer Tiefe, lässt mich zur Ruhe kommen und vergewissert mir Gottes Mitsein im Diesseits der Welt auch mitten in der Pandemie. Ich atme förmlich seine Gegenwart.

Ob ich damit einen oder den Siegespreis erlange, keine Ahnung! Aber ich finde damit Ruhe und Frieden, ich komme zu mir und Gott.

Mir hilft das, gelassener auf Bedrohungen und Herausforderungen zu reagieren, Glauben und Vertrauen zu bewahren und nächste Handlungen und Schritte bedacht und in Ruhe abzuwägen. So lasse ich mich nicht mehr treiben von den News-Tickern dieser Tage.

Segenswort

Gott segne dich mit Nähe,
dass du dich geborgen weißt.

Gott segne dich mit Ferne,
dass du nicht aufhörst, Gott zu suchen.

Gott segne dich mit Ordnung,
dass dein Leben festen Grund hat.

Gott segne dich mit Freiheit,
dass du es wagst aufzubrechen und neue Schritte zu gehen.

Michael Kalisch, Kirchengemeinde Wiedenest