Andacht: Was haben wir falsch gemacht? Schuld in Zeiten des Corona-Virus

Tageslosung am 26. März 2020: Ich bekenne meine Schuld, bekümmert bin ich meiner Sünde wegen (Psalm 38,19). Die Traurigkeit nach Gottes Willen wirkt zur Seligkeit eine Umkehr, die niemanden reut (2. Korinther 7,10).

Die heutige Tageslosung lädt uns dazu ein, etwas tiefer über die Fragen  von Schuld und Umkehr nachzudenken. Wenn etwas in unserem Leben schief geht – und zur Zeit geht für praktisch jeden eine Menge schief – neigen viele von uns reflexhaft dazu, nach Schuldigen zu suchen: zum Beispiel nach Politikern, die überzogen oder zu spät reagiert haben, nach Verantwortlichen im Wintersportgebiet, die noch tagelang weiterfeiern ließen, nachdem schon mehrere Menschen dort auf das Corona-Virus positiv getestet wurden und so weiter. 

Einige glauben sogar zu wissen, dass Gott dieses Virus als Strafe geschickt hat, um die schuldbeladene Menschheit zur Umkehr zu bewegen.

Eines bewirkt die gegenwärtige Krise jedenfalls: Viele Menschen werden daran erinnert, dass der Glaube, sie könnten ihr Leben weitgehend im Griff haben, ein Irrglaube, ein Wahn ist. Wir alle sind ausgelieferte und ständig bedrohte Wesen und alle Versuche – auch notfalls auf Kosten anderer – uns zu schützen, sind nur sehr begrenzt wirksam.

Glücklicherweise gibt es mehr Hilfsbereite als gedacht

Es ist offensichtlich, dass wir alle aufeinander angewiesen sind, und glücklicherweise gibt es mehr Menschen als befürchtet, die sich hilfsbereit für andere einsetzen – nicht nur in den Krankenhäusern und nicht nur als professionelle Dienstleistung.

So wird in dieser Krise eine ganz andere Schuld deutlich, die sich tief in die Gewohnheit und Selbstverständlichkeit unseres Umgangs miteinander hineingefressen hat: die Lieblosigkeit, Kälte und Gleichgültigkeit, die Arroganz und Verachtung denen gegenüber, die nicht zur gleichen Gruppe wie man selbst gehören, die nicht so fühlen oder denken wie man selbst – die einfach anders sind.

Die Krise jedenfalls zeigt uns: Seien wir froh, dass es andere gibt, machen wir unsere Augen und Herzen auf für die, die uns brauchen und die wir vielleicht selbst einmal brauchen werden. Das ist Gottes Wille, den wir durch Jesus in einmaliger Konsequenz verkündigt und vorgelebt bekommen haben.

Wenn dieser Krise etwas Gutes abgewonnen werden kann

Wenn dieser Krise etwas Gutes abgewonnen werden kann, dann vielleicht eine zunehmende Bereitschaft von Vielen, sich aus der egoistischen Selbstbezogenheit zu lösen und Solidarität, Hilfsbereitschaft und manchmal sogar Opferbereitschaft zu entwickeln.

Machen Sie mit, kehren Sie um und erleben Sie gemeinsam eine neue “Seligkeit aus der Umkehr, die niemanden reut”.

Ihr Klaus Dripke, Mitglied des Kreissynodalvorstands und Prädikant