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Andachten in Zeiten der Corona-Krise 31.03.2020

Die heutige Andacht zur Tageslosung (Sacharja 6,15) kommt von Pfarrerin Maren Wissemann aus der Kirchengemeinde Marienberghausen.

Die Kirche ist stockdunkel, aber gefüllt bis zum letzten Platz. Eng sitzen die Menschen beieinander. Die Nähe vermittelt Wärme und Geborgenheit am Rande der Nacht. Durch die geöffnete Kirchentür fällt der Schein des Osterfeuers. Man hört die Funken knistern, ein bisschen Rauch zieht in die Kirche. Hier und da ein leises Husten – und keiner hat Angst, sich anzustecken. Eine Osternacht in einem beliebigen Jahr, bevor die Welt Corona kannte. Gespanntes Warten auf die Osterkerze, auf das „Lumen Christi!“, auf die Orgel und das Osterhalleluja, die aufgehende Sonne und ein fröhliches gemeinsames Frühstück am Ostermorgen.

Gerade in der Krise wächst ein neues Vertrauen

Wie wird das sein, Ostern zu feiern ohne in die Kirche gehen zu können? Geht das überhaupt? Ja, das wird gehen, sagen uns die Losungstexte am heutigen Dienstag. So schön unsere Kirchen sein mögen und so stimmungsvoll die Gottesdienste darin – systemrelevant für den Glauben sind sie nicht. Es geht auch ohne Gotteshaus, ohne das, was uns am Gemeindeleben gewohnt, nah und vertraut ist.

„Jene, die fern sind, werden kommen und am Tempel des HERRN bauen“, lesen wir im heutigen Losungstext aus Sacharja 6,15. Das Prophetenwort führt uns in eine Zeit, in der Israel jahrzehntelang ohne Gottesdienste im Tempel auskommen musste. In der Exilzeit ist der Tempel zerstört, Gottesdienst in der gewohnten Form nicht möglich, Teile der Bevölkerung sind deportiert. Ratlosigkeit und Trauer nehmen zunächst breiten Raum ein. Aber gerade in der Krise wächst ein neues Vertrauen, dass Gott sein Volk auch auf ungewohnten Wegen führt und begleitet. Gerade in der Katastrophe weitet sich der Horizont, weil alte Sicherheiten in Frage gestellt und gewohnte Wege verlassen werden.

Was ist unverzichtbar?

Was baut uns wirklich auf als Kirche Christi? Was ist unverzichtbar für unser Glaubensleben? Vielleicht können wir gerade im Verzicht auf unsere Kirchen neue oder alte spirituelle Schätze (wieder-)entdecken.

„Durch Jesus Christus werdet auch ihr mit erbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist.“ (Epheser 2,22). Christus baut seine Kirche, auch wenn uns der Kirchenboden buchstäblich unter den Füßen entzogen ist. Das Fundament, das Gott ganz persönlich mit der Taufe für jeden von uns gelegt hat, das trägt. Und es schenkt uns die Möglichkeit, auch in den eigenen vier Wänden, im ganz privaten Leben, nach passenden Ausdrucksformen für unseren Glauben zu suchen.

Ihre Pfarrerin

Maren Wissemann, Kirchengemeinde Marienberghausen  

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