Andacht: Jauchzen in der Krise?
Wohl dem Volk, das jauchzen kann! HERR, sie werden im Licht deines Antlitzes wandeln (Psalm 89,16)
Wandelt
als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und
Gerechtigkeit und Wahrheit (Epheser 5, 8-9). Eine Andacht zur
Tageslosung und zum Lehrtext von Klaus Dripke.
Zur Zeit gibt es nicht viel, über das man jubeln
oder jauchzen könnte – oder? Aber gerade die schweren und belastenden
Zeiten sind besonders gut dafür geeignet, einmal über die Quellen
nachzusinnen, aus denen wir unsere Freuden schöpfen.
Zuhause bleiben – Abstand halten, das fällt
schwer. Der überwiegende Anteil aller Menschen sucht die Nähe von
anderen, am besten Gleichgesinnte. Sich treffen, im kleineren oder
größeren Kreis, gemeinsame Dinge tun, klaafe, schnackeln, klönen,
plauschen, schwätze, babbeln, eintauchen in die Gemeinschaft mit den
anderen, Gemeinsames erleben, feiern, Spaß haben … – in einer Welt mit
schier grenzenloser Mobilität und rasend schnellem Austausch von
Kommunikation werden wir überflutet mit Nachrichten, Anfragen,
Aufforderungen, Angeboten und können, sollen, müssen darauf reagieren –
solange wir irgendwo “dazugehören”.
Wir stellen uns dar, wir zeigen uns von unserer
scheinbar besten Seite, registrieren jede Anerkennung – und jede
Ablehnung – und gewöhnen uns an die Anstrengungen, die damit verbunden
sind.
Die Wahrheit bleibt übrig
Und plötzlich ist vieles nicht mehr möglich, von
einem Tag auf den anderen. So viel Spaß, so viel Vergnügen, so viel
Zerstreuung fallen weg. Geht jetzt jede Freude verloren? Was bleibt
übrig, wenn wir auf uns selbst und auf die körperliche Nähe von nur
wenigen Menschen geworfen sind? Eine Antwort könnte lauten: Die Wahrheit
bleibt übrig, also das, was in uns wahr ist und was uns in Wahrheit mit
denen verbindet, die uns nah sind.
Wir alle werden im Lichte dieser Wahrheit
geprüft, wenn wir uns nicht mehr ablenken, uns nichts mehr vormachen
können. Sobald wir innehalten, können wir erleben, wie Gott uns
anschaut. Und dass er nur darauf gewartet hat, dass wir zur Ruhe kommen
und uns die Zeit nehmen, uns in seinem Licht zu beschauen.
Quelle der Güte erfüllt das eigene Herz
Eine einmalige Chance, diese Corona-Krise: in
sich gehen, wahrhaftig werden, ehrlich zu sich selbst und zu anderen
sein, spüren, worin man sich alles verstrickt hat, neue Wege suchen und
gehen (“wandeln”) und sich innerlich dankbar an die Hand nehmen lassen
wie ein Kind, das wieder zu seinem Ursprung, zur Quelle der Wahrheit
zurückfindet; ein Kind, das spürt, wie diese Quelle der Gerechtigkeit
und Güte auch das eigene Herz zu erfüllen beginnt und die eigenen
Beziehungen zu den nahen und ferneren Menschen neu gestaltet.
Wohl dem, der dann darüber zu “jauchzen” beginnt.
Ihr
Klaus Dripke