Andacht: Was ist ein einziger Trost?

Lehrtext für den 2.4.2020: Simeon nahm das Kind Jesus auf seine Arme und lobte Gott und sprach: Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen.

Lukas 2,28–30

Liebe Leserinnen und Leser,

mit dem heutigen Lehrtext aus den Losungen machen wir einen Ausflug zur in die Weihnachtszeit. – Da war die Welt scheinbar noch in Ordnung.

Wir begegnen einem Mann mit Namen Simeon, der von Lukas als fromm und gottesfürchtig beschrieben ist. Dass es sich zwangsläufig um einen alten Mann handelt, ist nicht klar.  Ich hätte geschworen, dass Lukas so berichtet, aber er tut es nicht, zumindest nicht direkt. Wir lesen das so gerne: die jungen, agilen Menschen, die handeln und die „Senioren“, die können bloß noch beten und langsam dem eigenen Tod entgegensehen.

Wie aber, einfach mal angenommen, wenn wir es mit einem 30-Jährigen zu tun hätten. Jemand, der mitten im Leben steht und dennoch Gott mit Worten und mit Taten lobt. Wie aber, wenn dieser Mann einen Beruf ausübt, der ihn ganz erfüllt und er in den Randzeiten, weil er weiß, wem er alles verdankt, in den Tempel geht.

Sein Kontakt zu Gott ist so eng, so innig, dass er sich von Gott leiten lässt. „Geh nachher in den Tempel.“ Ob wir einen solchen Ruf Gottes überhaupt wahrgenommen hätten, vor lauter „Edutainment“ und Informationslawinen?

Tiefen Frieden aus der eigenen Gottesnähe schöpfen

Und dann im Gespräch mit den Eltern Jesu wird im schon ersten Satz spürbar, worauf sich dieser Mann im Leben und im Sterben verlässt. Alle, die damals im Tempel waren, haben eine junge Familie mit einem „Baby“ gesehen. Dieser Mann dagegen sah den Retter, den Erlöser. Das hatte ihm Gott gezeigt, wie er ihm ja auch schon versprochen hatte, dass er nicht eher sterben würde, bis er den Gesandten Gottes mit eigenen Augen wahrnehmen würde. Simeon, ein Freund Gottes, dessen enges Verhältnis zu ihm mich fasziniert.

Diese Faszination ist für mich gar nicht einmal das Sonderwissen dieses Mannes, sondern die Ruhe, die diese kurze Begebenheit ausstrahlt. In dieser schwierigen Zeit: Volkszählung, Besatzung, der König Herodes, der seine Burg wie einen Wachturm an den Tempel gebaut hat, überall blank liegende Nerven und dann ein Simeon, der tiefen Frieden aus seiner Gottesnähe schöpft.

Schauen Sie das Bild an. Würde Ihr Gesicht da nicht gut hineinpassen als ein Mensch, der sich von Gott beschenken lässt? Martin Luther dichtete „Und wenn die Welt voll Teufel wär und wollt uns gar verschlingen,  so fürchten wir uns nicht so sehr, es soll uns doch gelingen (Ein feste Burg ist unser Gott, Evangelisches Gesangbuch 362).

Eine anders tickende Uhr neben dem Weltgeschehen

Sie merken: Da sind wir schon wieder ganz nah in der Gegenwart, im Katastrophenmodus, im Ausnahmezustand. Ich wünsche mir Ruhe und Gelassenheit, gleichsam eine anders tickende Uhr neben dem Weltgeschehen und allen chaotischen Abläufen: Gott, du bist uns ganz nahe.

Mehr brauchen wir nicht. Damit können wir in den Tag, in die vor uns liegende Zeit gehen und uns auf den Weg machen.

Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben? Dass ich mit Leib und Seele im Leben und im Sterben nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre.

Ihr
Hermann Bednarek, Pfarrer der Kirchengemeinde Dieringhausen-Vollmerhausen-Niederseßmar