Andacht: Warten, aber wie?

Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe und mit einem willigen Geist rüste mich aus (Psalm 51, 14), Eure Traurigkeit soll zur Freude werden (Johannes 16, 20). Eine Andacht von Pfarrer Karl-Heinz Blasberg.

Kann es sein, dass sich die Art unseres Wartens verändert, je nachdem mit welcher Haltung wir warten?

Es gibt viele Arten zu warten. Manche Menschen warten darauf, dass es in ihrem Leben vielleicht endlich einmal etwas heller wird und merken nicht, dass sie sich einfach nur herumdrehen müssten, um das Licht zu sehen. Andere Warten auf Godot, auf einen Arzt, auf einen Bekannten oder auf einen Handwerker.

Die Amerikaner warten wahrscheinlich jetzt mehr oder weniger sehnsüchtig auf die nächste Wahl. Andere warten freiwillig gerne und zögern wichtige Entscheidungen so lange hinaus, bis es zu spät ist. Wir mussten lernen, wer eine Epidemie begrenzen will, darf nicht warten, die eigenen Gewohnheiten zu ändern, denn Viren warten auf keine Quarantäne.  

Wie viele warten jetzt gerade auf ein freundliches Wort, auf Zuwendung, Anerkennung, Hoffnung?

Es gibt viele Möglichkeiten zu warten. Worauf warten wir gerade selbst und mit welcher Grundhaltung? Solange wir nur passiv darauf warten, dass der aufgezwungene Ausnahmezustand möglichst bald wieder aufhört, wird das Warten immer unerträglicher.

Dann kann man vielleicht stundenlang vor sich hin grübeln, im schlimmsten Fall wohl nur noch ins Leere starren und eigentlich nichts mehr erwarten, wie jener Lahme am Teich, der dort 38 Jahre lang auf Heilung wartete, bis Jesus endlich kam und sein Leben veränderte. Warten ohne Hoffnung wäre sinnlos. Was soll Warten alleine schon bringen?

Eine ganz andere, gute Art und Weise

Es gibt aber auch eine ganz andere, gute Art und Weise, wie man wartet. Warten kann aktiv sein, wenn echte Hoffnung mit im Spiel ist. Wer so wartet, wird frei die Wartezeit zu nutzen. Dann könnten wir vielleicht viel sinnvoller in der geschenkten Wartezeit ein paar Dinge regeln oder klären oder vielleicht einmal zum Telefon greifen und mit einem Menschen zu sprechen, von dem man länger nichts gehört hat.

Vielleicht ist es ja sogar gut, dass wir zur Zeit durch die äußere Lage gezwungen sind, endlich einmal zur Ruhe zu kommen und zu bemerken, wie viele Dinge gerade passieren, die wir nicht einmal bemerken.

 Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass wir uns in diesem Moment durch die Erddrehung auf unserm Breitengrat ungefähr mit 1054 km/h rasend schnell bewegen?

„Die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft“, behauptet der Prophet Jesaja (Jes 40, 31). Aus dieser Richtung kommt Trost. Vieles wird für uns getan.

Mit welcher Grundhaltung warten wir? Warten muss ja nicht bedeuten, dass wir dabei untätig sind. Man kann ohne Hoffnung warten oder man kann auf den richtigen Zeitpunkt warten und bereit sein zum Sprung, wenn es so weit ist. Man kann aktiv darauf warten, dass GOTT an uns handelt und darüber gerade in der Krise stark werden und unsere wahren Möglichkeiten erkennen, wenn es wieder Zeit ist, selber etwas Gutes zu tun.

Herzliche Grüße
Ihr Pfarrer Karl-Heinz Blasberg