Losung für den 17.5.20: Er neige unser Herz zu ihm, dass wir wandeln in allen seinen Wegen und halten seine Gebote, Satzungen und Rechte, die er unsern Vätern geboten hat (1. Könige 8, 58)

Die Losung für diesen Sonntag ist ein Segen. Zunächst für Israel, gesprochen von König Salomo „mit lauter Stimme“ bei der Einweihung des Tempels in Jerusalem. Dann aber auch für uns. Ein Segen ist ein gutes Wort, das einer uns mit auf den Weg gibt. Lateinisch benedicare – gut reden.

Manchmal enthält ein Segen allerdings auch einen verpackten Auftrag, eine versteckte Mahnung. Wenn ich solch einen Segen höre, ärgere ich mich meistens. Ich denke, der andere will mir erst einmal nichts Gutes sagen, sondern er will mich kritisieren oder mich zu etwas auffordern. Das könnte er ja auch direkt tun. Zum Beispiel so: Ich finde, Du kümmerst Dich zu wenig um Gottes Gebote, also änder‘ das gefälligst.

„Kirchliche Sprache“, so schreiben es Jan Feddersen und Philipp Gessler in ihrem Buch ,Phrase unser. Die blutleere Sprache der Kirche‘, „neigt oft zur Vertuschung, man sagt nicht klar, was man will oder von dem anderen erwartet.“ Man wolle  eigentlich nicht angreifen und tue es dann hintenherum doch. Sehr geschickt, man merkt es erst später, und dann ist es leider zu spät, um zu reagieren.

Noch eine zweite Botschaft

Ich könnte mir vorstellen, dass auch König Salomo durchaus noch eine zweite Botschaft für sein Volk in diesen Segen verpackt hat. Die würde dann lauten: Passt bloß auf, dass Ihr auf Gottes Wegen bleibt und seine Gebote, Satzungen und Rechte haltet!

Ich höre diese versteckte Botschaft und bin ganz schnell abgelenkt und denke: Jaja – und hab den Anfang glatt überhört. Dabei ist der Anfang eigentlich das Beste. So geht es uns mit dem Hören. Da will uns einer was Gutes sagen und – zack – kommt es schon wieder nicht an.

Also will ich doch noch mal genauer hinhören: „Er neige unser Herz zu ihm…“ Ja, das klingt überhaupt nicht mehr nach Zeigefinger. Das spricht mich sofort an, denn ich neige dazu, mein Herz nicht unbedingt zu ihm zu neigen, es bewegt sich oft genug weg von ihm, dreht sich sozusagen ab, verneigt sich zum Beispiel vor der Angst, die mich in diesen Corona-Zeiten immer wieder beherrschen will, mir auflauert, mich lähmt, mir meine Energie nimmt.

Mein Herz macht, was es will

Mein Herz macht, was es will, und das tut mir nicht immer gut, im Gegenteil. Es wäre solch ein Segen, wenn Gott käme und dieses Herz zu ihm neigen würde. Wenn es sich dann ganz einfach vor ihm verneigen könnte und nicht mehr so abgeneigt wäre wie sonst…

Ja, das wäre ein Segen. Nein, das ist ein Segen. Für Israel und für uns alle. Amen.

Pfarrerin Gabriele Bach, Ründeroth